Was geschehen soll, wird geschehen. EUR/USD hat es geschafft, seinen Aufwärtstrend wiederzubeleben und bewegt sich jetzt in Richtung 1,20. Genau dort sieht Goldman Sachs das Hauptwährungspaar nun. Die Bank hat ihre 3-Monats-Prognose von 1,17 auf 1,20 angehoben, ihre 6-Monats-Prognose von 1,20 auf 1,22 und prognostiziert, dass in 12 Monaten ein Euro 1,25 Dollar wert sein wird. Laut der Bank führt der Euro jetzt die erste Phase der Schwächung des US-Dollars an. Später werden der japanische Yen und der chinesische Yuan die Führung übernehmen.
Die Grundlage für die EUR/USD-Rallye liegt in den Divergenzen beim Wirtschaftswachstum und in der Geldpolitik. Der abkühlende US-Arbeitsmarkt signalisiert eine Verlangsamung des BIP-Wachstums. Gleichzeitig wird der gestiegene Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben in der Eurozone und in Deutschland das BIP-Wachstum im Währungsraum beschleunigen. Und vergessen wir nicht Spanien, das dank Migranten und Tourismus nach Regierungsprognosen bis 2025 um 2,7 % wachsen soll. Das ist nahezu identisch mit der Schätzung der Bank von Spanien von 2,6 % und mehr als doppelt so hoch wie die erwartete Wachstumsrate für den Euro-Raum insgesamt.
Wenn der Währungsblock positive Überraschungen liefert, könnte die EZB im nächsten Jahr in Erwägung ziehen, den Übernachtzins anzuheben, was zu einer weiteren Divergenz der Geldpolitik führen würde. Laut den Terminmärkten wird erwartet, dass die Fed den Federal Funds Rate in den nächsten 12 Monaten um 150 Basispunkte senkt.
Die Attraktivität von US-Staatsanleihen wird weiter abnehmen—sie verlieren bereits gegenüber ihren europäischen und asiatischen Gegenstücken, was bedeutet, dass Kapital aus Nordamerika abfließen könnte.
In der Praxis ist ein Kapitalabfluss, falls er auftritt, noch nicht gravierend. Ausländische Investoren kaufen nach wie vor US-Wertpapiere—insbesondere Aktien, angesichts der Rekordhöhen des S&P 500. Gleichzeitig sichern viele Investoren ihre Währungsrisiken ab, indem sie den US-Dollar verkaufen. Dies setzt den Greenback unter konstanten Druck, zusammen mit den grundlegenden Divergenzen in Wachstum und Geldpolitik.
Das Vertrauen in den "Greenback" wird auch durch Donald Trumps Angriffe auf die Fed untergraben – Kritik an Jerome Powell, der Versuch, Lisa Cook zu entlassen, und die Ernennung von Stephen Miran zum FOMC, all das signalisiert, dass der Kampf erst begonnen hat. Infolgedessen wird bereits im September eine scharfe Spaltung innerhalb der Zentralbank erwartet. Einige Mitglieder werden für eine Senkung um 25 Basispunkte stimmen, einige für 50 Basispunkte, und einige könnten dafür plädieren, die Dinge unverändert zu lassen. Sollte es jedoch mehr als drei aggressive Tauben geben, könnte der Rückgang des US-Dollars beschleunigt werden.
Technischer Ausblick: Auf dem Tageschart hat EUR/USD die Konsolidierungsphase verlassen und das erste von zwei zuvor gesetzten Zielen bei 1,184 und 1,195 erreicht. Der Euro hat es geschafft, seinen Aufwärtstrend wieder aufzunehmen, und neue Ziele kommen nun in Sichtweite – neben 1,195 sind es auch 1,220. In diesem Umfeld ist es sinnvoll, an der bisherigen Strategie festzuhalten: Kaufen bei Rücksetzern oder beim Durchbruch von Widerständen.
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